Dramatische Landschaften prägen den Nordwesten der kontinentalen USA. Aus dem zerklüfteten Kaskadengebirge ragen einige der höchsten Berge des Landes empor. Gletscher und Wälder versprechen eine traumhafte Idylle in dem Landstrich, der von Washington über Oregon bis ins nördliche Kalifornien reicht. Das lässt fast vergessen, dass die gesamte Region vulkanisch geprägt ist. Den geologischen Besonderheiten kann man in mehreren Nationalparks und Monumenten auf den Grund gehen. Eine Rundreise durch die Parks der Gegend wird dabei buchstäblich zu einem Ritt auf dem Feuer.
Seattle als Start und Ziel
Los geht es am besten in Seattle. Die Metropole im äußersten Nordwesten gibt einen idealen Ausgangs- und Endpunkt für eine Rundreise ab. Ist sie mit dem Seattle Tacoma International Airport doch hervorragend zu erreichen. Zudem lädt die Stadt mit der berühmten Space Needle und vielen architektonischen und kulturellen Höhepunkten dazu ein, ein paar ereignisreiche Tage zu verbringen.
Mount Rainier
Von Seattle bis zu dem ersten richtigen Highlight der Rundreise durch die vulkanischen Parks im Nordwesten ist es gewissermaßen ein Katzensprung. Die Space Needle und den Mount Rainier National Park trennen nur knapp 90 Meilen bzw. zwei Stunden Autofahrt. Das Herzstück des Parks, Mount Rainier, ist bei klarem Wetter von Seattle aus gut zu erkennen.
Mit knapp 4.400 Metern Höhe ist Mount Rainier nicht nur der höchste Berg Washingtons und der fünfthöchste der kontinentalen USA, sondern auch ein aktiver Vulkan. Ein Ausbruch mit möglicherweise katastrophalen Auswirkungen kann sich jederzeit und ohne Ankündigung ereignen. Mit dieser latenten Gefahr befassen sich dann aber nur die wenigsten. Kein Wunder angesichts der traumhaften Kulisse. Die Wanderwege rund um den Berg gehören zu den besten innerhalb des Nationalparksystems der USA.
Mount St. Helens
Davon, welches Schicksal Mount Rainier und sein malerisches Umland irgendwann ereilen wird, kann man sich ein kurzes Stück weiter ein überaus realistisches Bild machen. Der nur 50 Meilen (80 km) Luftlinie südlich gelegene Mount St. Helens brach im Mai 1980 aus und hinterließ eine bis dahin nicht gekannte Verwüstung. Die Eruption sprengte die gesamte Spitze des Berges weg und reduzierte seine Höhe um 400 Meter. Die Umgebung versank damals in einer dicken Schicht aus Asche.
Um die Natur sich ungestört aus der Verwüstung neu entwickeln zu lassen, richtete man bereits kurze Zeit nach der Katastrophe das Mount St. Helens National Volcanic Monument rund um den Vulkan ein. Die Spuren sind auch nach Jahrzehnten noch wie klaffende Wunden sichtbar. Doch Besucher können hier auch erleben, wie kraftvoll sich die Umgebung regeneriert und Neues aus der Zerstörung erwächst. Derweil künden aus dem Boden aufsteigende Rauchschwaden von der Unruhe, die im Untergrund des Pazifischen Feuerrings herrscht, zu dem die Kaskadenkette gehört.
Portland und Columbia River
Je nachdem, welchen Bereich des Monuments man angesteuert hat, erreicht man Portland in anderthalb bis zwei Stunden vom Mount St. Helens aus. Die größte Stadt und das wirtschaftliche und kulturelle Zentrum Oregons eignet sich hervorragend für eine Verschnaufpause, bevor es auf der Rundreise durch die vulkanischen Highlights im Nordwesten weitergeht.
Auf dem Weg zum Crater Lake, dem einzigen Nationalpark Oregons, lohnt sich ein Umweg durch die Columbia River Gorge östlich von Portland. Die breite Schlucht ist malerisch und gesäumt von vielen Wasserfällen, einer sehenswerter als der andere. Die Multnomah Falls zählen zu den schönsten Wasserfällen der USA. Überhaupt: Die prächtige Landschaft brachte der Schlucht den Status als National Scenic Area ein. Hier lässt sich ohne Weiteres ein ganzer Tag oder auch mehr verbringen.
Direkt südlich der Schlucht erhebt sich mit dem Mount Hood ein weiterer Vulkankegel in die Höhe. Der höchste Berg Oregons ist weithin sichtbar und seine Umgebung ein populäres Wandergebiet. Hier befindet sich auch das einzige ganzjährig mit einem Skilift erreichbare Skigebiet Nordamerikas. Sein letzter Ausbruch im Jahr 1865 liegt zwar schon einige Zeit zurück, doch auch Mount Hood ist ein potenziell aktiver Vulkan.
Newberry Volcanic
120 Meilen weiter südlich liegt mit dem Newberry National Volcanic Monument ein weiteres außergewöhnliches Schutzgebiet, das seinen vulkanischen Ursprung bereits im Namen trägt. Es umfasst den gleichnamigen Vulkan, der als Schichtvulkan nicht besonders hoch ist, dafür aber der größte im Kaskadengebirge. Er erstreckt sich über eine Fläche von mehr als 3.000 Quadratkilometern.
Vom Paulina Peak kann man die Caldera des Vulkans gut überblicken. Das unangefochtene Highlight des Monuments ist jedoch eine lange Lavaröhre, die Lava River Cave. Dieser von durchfließender Lava geschaffene Tunnel ist aber nur von Mai bis Mitte September für Besucher zugänglich. Die ausgedehnten Lavafelder der Gegend kann man jedoch ganzjährig durchstreifen.
Crater Lake
Das ganze Jahr über ist auch das nächste Highlight erlebbar, der Crater Lake, der sich rund 100 Straßenmeilen (160 km) weiter südwestlich befindet. Auf einem Scenic Drive kann man den malerischen See, der einen Vulkankrater ausfüllt, umrunden. Jedenfalls wenn kein Schnee liegt, denn im Winter, der hier oben von November bis Ende Mai reichen kann, sind die Straßen für Autos gesperrt. Doch auch außerhalb der Hauptsaison verspricht der tiefste See der USA traumhafte Panoramen.
Lava Beds
Für die Weiterfahrt zum Lassen Volcanic National Park empfiehlt sich der Volcanic Legacy Scenic Byway. Ausgezeichnet als All-American Road, zählt die Route zu den schönsten Straßen des Landes. Sie verbindet den Crater Lake mit dem Lassen Volcanic National Park und berührt zahlreiche Landschaftsmerkmale und Ausflugsziele. Unterwegs ist ein Abstecher zum Lava Beds National Monument Pflicht. Es ist zwar etwas abgelegen, aber der Umweg lohnt sich. In seinen vielen Lavahöhlen kann man in die geheimnisvolle vulkanisch geformte Unterwelt eintauchen.
Lassen Volcanic
Der Lassen Volcanic National Park ist schließlich so etwas wie der krönende Abschluss der Reise durch die Vulkanlandschaft im Nordwesten der USA. Er ist nicht sonderlich stark frequentiert, besticht aber mit starker Landschaft und geothermalen Gebieten. Heiße Quellen, Schlammtöpfe und Fumarolen erinnern an den Yellowstone National Park und rufen die potenziell gefährlichen Kräfte im Erdinneren eindrücklich ins Bewusstsein. Es bleibt dabei, die Tour durch die Parks im Nordwesten ist ein Ritt auf dem Feuer – der unvergessliche Erlebnisse und Eindrücke verspricht.
Rückweg am Pazifik
Für den Rückweg nach Seattle empfiehlt sich eine gemütliche Fahrt entlang des Pazifiks. Die oftmals raue Küste ist berühmt für ihre unbeschreibliche Schönheit. Einer der Höhepunkte ist der Redwood National Park, ein Landstrich im Norden Kaliforniens mit den höchsten Bäumen der Erde. Diese mächtigen, teils Jahrhunderte alten Geschöpfe zu betrachten, ist eine der überwältigsten Erfahrungen eines Roadtrips.
In Oregon ist der Highway 101, der immer mehr oder weniger dicht am Meer entlang führt, als Pacific Coast Scenic Byway als touristisch besonders relevante Route ausgewiesen. Die Fahrt vorbei an schroffen Klippen, weißen Stränden, pittoresken Leuchttürmen und durch urwüchsigen Küstenwald ist ein Genuss.
Bleiben am Ende des Road Trips noch ein oder zwei Tage, lohnt es sich, als abschließendes Highlight dem Olympic National Park einen Besuch abzustatten. Mit zerklüfteter Küste, urwüchsigem Regenwald, kahlen Bergrücken und herrlichen Panoramen ist es einer der facettenreichsten Nationalparks der USA.